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Schulhistorie
Der Weg zum ersten Abitur am Werner-Jaeger-Gymnasium
Ein Auszug aus der Schulgeschichte
Die Geschichte des heutigen Werner-Jaeger-Gymnasiums lässt sich zurückverfolgen bis ins 19. Jahrhundert. Im Jahr 1882 wurde in Lobberich eine sogenannte Rektoratsschule gegründet. Sie war zunächst eine Zubringerschule für andere Gymnasien.
Wesentlichen Anteil an der Gründung einer öffentlichen Schule in Lobberich hatte der Curat-Priester Gerhard Pickers, der bereits seit 1862 einen plan- und schulmäßigen Unterrichtsbetrieb mit mehreren Lehrkräften in Form einer privaten Knabenschule leitete.
Ein erster Versuch im Jahr 1875 die private Rektoratsschule in eine öffentliche Schule zu überführen scheiterte. Der Gemeinderat hatte die Übernahme der Schule unter der Bedingung beschlossen, dass Rektor Pickers an der Schule belassen werde. Die Behörden hatten allerdings Vorbehalte gegen Pickers und stimmten dem Ansinnen nicht zu.
Im August 1880 beschloss der Gemeinderat allerdings nochmals einen zweiten Anlauf zu unternehmen, da die Notwendigkeit einer öffentlichen höheren Schule immer größer wurde. Die Genehmigung ließ allerdings lange auf sich warten. Eine geplante Eröffnung zu Ostern 1881 musste verschoben werden. Erst ein Jahr später, nachdem der Unterrichtsplan der Schule genehmigt wurde, kam es am 24. April 1882 zur Eröffnung der „Katholischen Höheren Kommunalknabenschule“.
Ebendiese Knabenschule besuchte später auch der heutige Namensgeber, Werner Jaeger, bis er schließlich im Jahr 1902 die Schule Richtung Thomaeum in Kempen verließ, um dort die Abiturprüfungen erfolgreich zu absolvieren.
Im Jahr 1930 übernahm die Knabenschule die seit 1904 bestehende „Höhere Mädchenschule“. Seither wurden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet.
Im Jahr 1943 erfolgte die Angliederung der „Höheren Schule“ an das Thomaeum. Man galt nun offiziell als „Gymnasiale Zubringerschule“ mit vier Jahrgangsstufen. Im Jahr 1950 kam die Obertertia (9. Klasse) hinzu.
11 Jahre später, Ostern 1954, wurde die Anbindung insofern wieder aufgehoben, als dass die Schule nun den Status eines Progymnasiums unter selbstständiger Verwaltung erlangte. Die Schülerinnen und Schüler verließen nach der 10. Klasse die Schule und hatten mit ihrem Versetzungszeugnis die Möglichkeit an umliegenden vollausgebauten Gymnasien das Abitur zu absolvieren.
Die Gemeinde gab ihrem Progymnasium eine sorgfältig durchdachte, vielfältig gegliederte innere Form, um allen Wünschen der Eltern für die Ausbildung ihrer Kinder entgegenzukommen. Die Schule galt als neusprachliches Progymnasium mit altsprachlichem Zweig. Dies bedeutete, dass die Jungen zunächst in der Sexta (5. Klasse) zwischen Englisch und Latein als erster Fremdsprache wählen konnten und sich im weiteren Verlauf nach der 7. Klasse für Griechisch oder Französisch entscheiden mussten. Die Mädchen begannen im neusprachlichen Zweig.
Die Schule verfügte über 8 Planstellen für Studienräte. Geleitet wurde das Progymnasium zu diesem Zeitpunkt von Studiendirektor Dr. Bruno Rech, der im Juli 1957 als Oberstudiendirektor und Leiter des altsprachlichen Gymnasiums nach Köln-Mühlheim berufen wird. Sein Nachfolger wurde Dr. Adolf Wuttke.
Der Unterricht musste damals an mehreren Orten in Lobberich erteilt werden. Unterrichtet wurde im alten Gebäude an der Burgstraße (heute islamische Moschee), im einst „Braunen“, dann „Weißen Haus“ an der Süchtelner Straße 30 und in der Berufsschule an der Färberstraße. Schließlich entschloss sich die Gemeinde zu einem Neubau, der im Jahr 1956 in Angriff genommen wurde. So konnte der damalige Schulleiter Dr. Wuttke im Frühjahr 1958 ein neues Schulgebäude eröffnen.
Mit dem Umzug in das neue Gebäude erhielt das Progymnasium zudem einen neuen Namen. Der ehemalige Schüler Werner Jaeger, einer der führenden klassischen Philologen des zwanzigsten Jahrhunderts und Leiter des Institute for Classical Studies an der Havard University, wurde zum Namensträger. Dies war insofern ein bemerkenswerter Vorgang, da die Umbenennung noch zu Lebzeiten des bedeutenden Philologen erfolgte.
Damals besuchten 213 Schülerinnen und Schüler das Werner-Jaeger-Progymnasium.
Werner Jaeger konnte im Übrigen persönlich nicht zur Einweihungsfeier erscheinen, holte dies aber ein Jahr später nach.
Wie aus einer Stellenausschreibung vom August 1957, die in einer Schrift des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvereine erschien und auf die sich der spätere Schuleiter Anton Glaab bewarb, zu entnehmen ist, war bereits vor der Einweihung des neuen Schulgebäudes der Ausbau des Progymnasiums zum Vollgymnasium beabsichtigt. Dennoch ließ dieser letzte Schritt noch ein Jahrzehnt auf sich warten.
Zu Beginn der 60er-Jahre sanken die Anmeldezahlen zur Sexta (5. Klasse) um 50 Prozent. Der Schulausschuss der Gemeinde führte diese Entwicklung auf die starke Betonung des Lateinunterrichtes zurück, den viele Eltern nicht mehr für notwendig hielten. Zudem nahm man an, dass die Elternschaft von einer Anmeldung ihrer Kinder an der Schule absähe, da man an dieser das Abitur nicht erlangen konnte.
Daher beschloss der Gemeinderat auf seiner Sitzung am 19. März 1964 den Antrag bei der Schulbehörde in Düsseldorf zu stellen, das Progymnasium zur Vollanstalt auszubauen. Der Beschluss fiel einstimmig. Bedenken weniger Ratsmitglieder dieser Schritt wäre mit erhöhten Zuschüssen der Gemeinde zur Unterhaltung der Schule verbunden, zerstreuten der damalige Bürgermeister Nicus und Gemeindedirektor Güßgens. Sie wiesen in der Sitzung darauf hin, dass man den Ausbau durchführen müsse, damit die Schule den „abträglichen Beigeschmack als Zulieferschule“ verlöre.
Des Weiteren kam der Gemeinderat überein, die bis dahin beibehaltende Mehrgliedrigkeit von altsprachlichem Zweig und Frauenoberschulzweig abzuschaffen. Konkret bedeutete dies, dass am Werner-Jaeger-Progymnasium nur noch ein neusprachlicher Zweig mit Englisch als erster Fremdsprache weitergeführt wurde. Diese Umstellung, die mit dem Schuljahr 1965/66 in Kraft trat, sollte die Attraktivität der Schule erhöhen und somit den Weg zum Vollgymnasium ebnen.
Die endgültige Aufwertung wurde am 3. November 1965 per Erlass des Kultusministeriums genehmigt. Mit dem Beginn des Kurzschuljahrs 1966/67 am 1. Dezember 1966 führte die Schule zum ersten Mal eine Obersekunda (11. Jahrgangsstufe). Die Schule trug von diesem Tag an für zwei Jahre die offizielle Bezeichnung „Werner-Jaeger-Gymnasium i. E.“ (in Entwicklung). Seit dem August 1968 wurde die Schule endgültig zum Werner-Jaeger-Gymnasium.
Durch die Aufwertung zum Vollgymnasium wurde auch eine bauliche Erweiterung notwendig. Das im Jahr 1958 eingeweihte Schulgebäude konnte bereits im Schuljahr 1968/69 nicht mehr alle Klassen aufnehmen. Trotz einiger Behelfsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Verlegung des Unterrichts in das Elternsprechzimmer, mussten in den Schuljahren 1968/69 und 1969/70 zwei Klassen in die benachbarte Comenius-Schule am Sassenfelder-Kirchweg ausquartiert werden.
Daher begannen im Jahr 1969 die Planungen und Arbeiten zu vier Erweiterungsbauten. Hierzu zählte ein Klassentrakt mit 14 Klassenräumen. Dieser besaß oberste Priorität und konnte nach den Sommerferien 1970 bezogen werden. Ein Jahr später wurden der Verwaltungstrakt sowie das Lehrerzimmer mit den darüber befindlichen naturwissenschaftlichen Räumen und die Gymnastikhalle fertiggestellt. Die Aula als viertes Projekt folgte im Jahr 1974. Bis zu diesem Zeitpunkt fehlte der Schule die Möglichkeit größere Veranstaltungen in angemessenem Rahmen durchzuführen. Man musste sich entweder mit dem Treppenhaus des Gymnasiums begnügen oder auf die Aula der Hauptschule oder den Saal im Kolpinghaus ausweichen.
So fanden auch die Feierlichkeiten zum ersten Abitur am Samstag, den 14. Juni 1969 in der Aula des Schulzentrums am Ingenhovenweg statt. Insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler erhielten aus der Hand von Schulleiter Anton Glaab ihr Abschlusszeugnis. Sie hatten drei Tage zuvor unter Aufsicht von Oberschulrat Haßbach vom Schulkollegium in Düsseldorf als erster von mittlerweile 50 Abiturjahrgängen die Reifeprüfung am Werner-Jaeger-Gymnasium bestanden.