Mehrperspektivische Diskussion zu „Terror“ im Theater unterm Dach

Nachdem die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase die eindrucksvolle Aufführung des Dramas „Terror“ durch das „Theater unterm Dach“ erlebt hatten, bot sich ihnen nun die Gelegenheit, das Drama und dessen Inszenierung in einer vielschichtigen Diskussionsrunde noch einmal neu zu durchdenken. Axel Dammer und Frederik Derendorf, beides Mitspieler in dem Drama und hauptberuflich Juristen, beleuchteten gemeinsam mit Michael Grafschaft, Philosophielehrer des WJG, die juristische, künstlerische und moralisch-ethische Seite der Thematik.

Zum Einstieg baten die Diskussionsleiter die Schülerinnen und Schüler, ihr persönliches Urteil über die Schuld oder Unschuld des angeklagten Kampfpiloten zu begründen – ein Urteil, das im Stück traditionell vom Publikum gefällt wird. Herr Dammer stellte anschließend heraus, dass sich juristisch ein übergesetzlicher Notstand nicht herleiten lasse und die geschilderte Handlung nach deutschem Strafrecht als Mord zu werten wäre, wie es zahlreiche Rechtspositionen im Stück bereits andeuten.

Herr Derendorf lenkte den Blick auf die künstlerische Gestaltung und hob die besondere Aktualität des Stücks hervor, das kurz vor den Terroranschlägen in Frankreich 2015 Premiere hatte. Besonders eindrucksvoll fanden die Schülerinnen und Schüler den Gerichtssaalcharakter der Aufführung: Während im realen Gericht alle dem Richter zugewandt sind, wurde das Publikum im Theater direkt angesprochen.

Aus moralisch-ethischer Sicht stellte Herr Grafschaft zentrale philosophische Positionen vor. Er spannte den Bogen von den Nürnberger Prozessen bis zu grundlegenden ethischen Modellen: der Folgeethik, die das größtmögliche Wohl im Blick hat, und der Pflichtethik Kants, die betont, dass bestimmte moralische Prinzipien – wie das Verbot, Menschen zum bloßen Mittel zu machen – unverhandelbar seien. So wurde deutlich, dass „schuldig“ oder „unschuldig“ je nach Perspektive ganz unterschiedlich verstanden werden kann.

Herr Derendorf beendete die gelungene Veranstaltung mit einem eindringlichen Zitat von Ferdinand von Schirach: „Es sind nicht die Terroristen, die unsere Demokratie zerstören. Sie können es gar nicht. Nur wir selbst (…) können unsere Werte ernsthaft gefährden. Nur wir, die Demokraten, können die Demokratie beschädigen. Und das geht schnell. Die Populisten bekommen jetzt Zulauf, die Politiker fordern härtere Gesetze, die Geheimdienste noch mehr Macht.“

Die gesamte Veranstaltung wurde von allen Beteiligten als sehr gewinnbringend wahrgenommen und hätte mehr Teilnehmer verdient, so dass bereits über weitere Kooperationsprojekte zwischen dem Theater unterm Dach und dem WJG nachgedacht wird.

von | 10. Dezember 2025